Donnerstag, 13. September 2012

Reintaler See - Teil 3

Wie verhalten sich die Karpfen am Reintaler See? Hat man nicht die Möglichkeit, Fische bei der Nahrungsaufnahme zu beobachten, binde ich gemäß meiner Erfahrung und einiger simpler Überlegungen meine Rigs

Ich gehe vom Schlimmsten aus:
  • sehr vorsichtige Karpfen
  • Boilies, die in diesem See noch nie verwendet wurden

Die Boilies

Bohrer zum ausbalancieren der Boilies
Ich wähle in solchen Fällen vorallem neutrale Farben und wie hier am Reintaler See zwei unterschiedliche Geschmacksrichtungen, auf welche ich bereits an anderen Gewässern Fische gefangen habe. Zudem balanciere ich den Köder aus, sodass dieser bei der Aufnahme lediglich gleich viel, bzw. weniger Widerstand als ein herkömmlicher Boilie bietet. Dazu markiere ich einen Bohrer mit Isolierband, um jedesmal dieselbe Bohrtiefe zu erreichen. Für den nötigen Auftrieb sorgt ein Stück Kork. Es ist für den Fisch ungiftig und lässt sich ausgezeichnet verarbeiten.

Durch richtiges Ausbalancieren fliegt der Köder bei der Aufnahme förmlich in das Maul des Karpfens. Spürt der Fisch den Haken schlussendlich tief im Schlund, ist er mit der Situation überfordert und reagiert instinktiv panisch. So versucht er meistens nicht, den Köder auf dem selben Wege der Aufnahme wieder auszublasen, sondern schüttelt wild den Kopf oder startet eine Flucht. Dadurch gibt er der Montage ausreichend Gelegenheit, angemessen zu funktionieren und den Haken ins Fischmaul zu treiben.


Das Rig

Von einem 40 cm langen Stück eines ummantelten Vorfachmaterials entferne ich eine Handbreit der Ummantelung.

Im KD-Stil binde ich einen kurzschenkligen Haken so am flexiblen Ende ein, dass etwa ein halber Zentimeter vor dem Öhr die steife Sektion beginnt.

das scharfe Ende
Obwohl ich die Hakengröße stets am Durchmesser der Boilies orientiere, wähle ich sie nicht zu klein. Durch das ausbalancieren des Köders verliert das schafe Ende ohnehin an überflüssigem Gewicht. Ein großer Haken stört also nicht bei der Köderaufnahme, erhöht jedoch die Chance, im Fischmaul Halt zu finden.




das fertige Rig
Die länge des Haares wähle ich relativ kurz um Verwicklungen während des Wurfes oder des Bisses zu vermeiden.

Den Abschluss bildet eine Schlaufe, die ich in einen Quicklink einhänge und mit einem Stück Silikonschlauch sichere. Die Länge des gesamten Vorfaches beträgt 20 cm.


Das zweite Rig stellte eine Schneemannmontage dar. Da ich während der hier relevanten Session darauf keinen Biss verzeichnen konnte, gehe ich darauf nicht näher ein. 


Das Bleisystem

Ich entschied mich für eine Fixbleimontage. Dadurch kommt der Fisch relativ früh in Kontakt mit dem Blei. Dies kommt meiner Meinung nach einem vorsichtigen Beißverhalten sehr entgegen.

Ein Gewicht von 3oz genügt mir in diesem Fall. Sitzt der Fisch im Kraut fest, löst sich zudem das Blei unmittelbar von der Montage und ermöglicht die Fortsetzung des Drills. Dazu muss das Leadclip jedoch befeuchtet werden, bevor es durch das Sleeve fixiert wird. Außerdem darf dieses nicht zu weit über den Clip geschoben werden. Das Abfallen des Bleies muss ständig gewährleistet sein.

Ein etwa 35 cm langes Stück Tungstentubing bildet den Abschluss. Es hält die letzten Zentimeter der Hauptschnur am Grund und soll so Schnurschwimmer vermeiden. Die grundelnden Karpfen können ungehindert den Köder aufnehmen.


Neu montieren statt kapitulieren 
 
Während meiner Session war es mir nicht mehr möglich, eine der beiden Montagen erneut am Spot abzulegen, nachdem der Fisch an der zweiten Rute in die Schnur der anderen schwamm und das Blei vom Futterplatz wegzog.

auf Nummer sicher - das Chod Rig
Kurzerhand wechselte ich den Schneemann gegen ein Chod Rig aus. Sollte dieses im Kraut und nicht am anvisierten Plateau landen, blieben die Chancen auf einen Biss trotzdem noch realistisch.









Ich blieb also bis zum Schluss meiner Session aktiv, lernte dabei viel Neues und konnte, wie im vorherigen Beitrag beschrieben, einen Karpfen landen.

Dienstag, 4. September 2012

Reintalersee – Teil 2

Während der Vorbereitungen auf meinen 2. Overnighter am Reintalersee, ließ ich meine Euphorie bezüglich dieses genialen Sees links liegen und konzentrierte mich auf die wesentlichen Arbeitschritte, welche meiner Meinung nach nötig sind, einen Karpfen zu fangen.

1. Location
grundelnde Karpen?
Obwohl der Tag nun immer kürzer wird, verwendete ich etwas, vom mir verbleibenden Tageslicht, um mit dem Boot einige Spots zu begutachten. Wie schon im vorherigen Eintrag angeführt, entschloss ich mich schlussendlich dazu, zwei Plateaus im östlichen Becken zu beangeln.

Ein offensichtliches Kriterium, welches zu dieser Entscheidung führte, ist die Tatsache, dass diese Stelle bei den Locals sehr beliebt ist. Auch wenn ich dadurch nicht unbedingt die besten Aussichten auf einen herausragend kapitalen Fang hatte, wollte ich mit meinem derzeitigen Wissensstand über das Gewässer, die offensichtlichsten Anhaltspunkte nicht außer Acht lassen.
Die nächsten Arbeitsschritte waren klar. Tackle am Angelplatz abladen, Fanggerät, Lotrute und Futter aufs Boot und ab zu den Plateaus. Zwei Meter Wassertiefe und eher weicher Untergrund war das Feedback nach kurzem Abtasten. Hier, am ersten Spot fütterte ich süße Boilies, legte das erste Rig ab, ruderte es zum Rutenhalter zurück und machte mich daran, den zweiten Spot zu präparieren. Dort sollten fischige Boilies in ähnlicher Tiefe den erhofften Biss bringen.

2. Taktik
Das Ziel für diese Nacht war definiert. Ich hatte es lediglich auf einen einzigen verwertbaren Biss abgesehen. Trotzdem markierte ich meine Leinen, orientierte mich gegen den Horizont am gegenüberliegenden Ufer und schoss mich mit dem Wurfrohr auf die erforderliche Distanz ein, um während der Nachtstunden die Fallen bei Bedarf erneut scharfmachen zu können. Denn eines war klar. Ohne H-Bojen und die Unterstützung eines Kollegen am Boot, sollte dies in diesem Fall ausschließlich vom Ufer aus geschehen.

Die bereits einsetzende Dämmerung half mir beim Füttern, die lästigen Wasservögel davon abzuhalten, die ausgelegten Pralinen abzustauben.

3. Methode
ausbalancieren der Boilies
Da ich noch nicht wusste, ob meine Köder bei den Karpfen den gewünschten Anklang finden würden, stimmte ich meine Rigs auf vorsichtige Bisse ab. Dies bedeutete in diesem Fall:
  • ausbalancierte Köder
  • kurzes Vorfach 
  • schweres Blei








4. Köderwahl

Aufgrund der Erfahrungen der letzten Session am Reintaler See verzichtete ich diesmal auf einen Spodmix und fütterte separat süße und fischige Boilies.


Hatte ich die Teile des Puzzels richtig zusammengefügt?

03:30 - Action. Eine meiner Ruten erfuhr den extrem zaghaften Biss, auf welchen ich mich eingestellt hatte. Zuerst wies alles auf eine Brasse hin. Doch nach dem Anhieb war klar, dass ein Karpfen meine Herausforderung angenommen hatte. Da der Bereich vor meinen Ruten noch nicht als eindeutig hängerfrei definiert worden war, beschloss ich am Beginn der Session, nicht wie üblich, mit schlaffen Leinen zu angeln. Dies sollte sich umgehend als Fehler herausstellen.
Nachdem sich der gehakte Fisch relativ mühelos heranpumpen lies, unternahm er einige kurze, jedoch heftige Fluchten, in den Schilfgürtel, nahe der zweiten Rute. Die abzusehende Folge war, dass er deren Schnur aufnahm und die zugehörige Montage vom Spot wegzog. Obwohl die Freude über den gefangenen Fisch überwog, wusste ich, dass die zweite Montage neu ausgelgt werden musste. In Hinsicht auf mögliche, nächtliche Orientierungsfehler und die weite Distanz zwischen Ufer und Spot, entschloss ich mich, in zwei Anläufen ein Chodrig an die bestehenden Verhältnisse zu adaptieren, um die verbleibende Zeit so effizient wie möglich zu nutzen.

Die "fruchtbare Rute" ließ sich wesentlich einfacher auf deren Spot zurückbefördern.

Auch wenn ich in dieser Nacht keinen weiteren Fisch fing, war ich mehr als zufrieden mit dem erzielten Ergebnis und nutzte die verbleibende Zeit dazu , mich in meinem Schlafsack vom Nervenkitzel zu erholen.